An der Grenze zu China: Sapa im Nebel

8. und 9. Dezember 2012

Sapa - zu Besuch bei den Schwarzen Hmong

Eine lange Nacht im Zug, dann eine Stunde Autofahrt. Über schmale Bergstraßen, vorbei an grünen und gelben Reisterrassen, der Nebel hängt tief. Sapa liegt so weit oben, dass es ab November empfindlich kalt werden kann. Im Dezember und Januar ist sogar mit Frost und ab und an auch mit Schnee zu rechnen. Es ist halb 8 Uhr morgens. Die Augen sind klein und versuchen sich zu orientieren. Doch morgendliche Lethargie hat in Sapa keine Chance. 


Sapa hat nur wenige Sehenswürdigkeiten, dafür aber reichlich Natur. Die hohen, grünen Berge mit ihren Reisterrassen bieten ein atemberaubendes Panorama für die Aktivitäten, welche die Hauptattraktion des kleinen Örtchens sind. Sapa war einst Marktort für die in dieser Region lebenden ethnischen Minderheiten, wie Hmong und Dao. Sie alle leben in kleinen Dörfern über die Hänge und das Tal verteilt. Die Minderheiten leben hier in großer Höhe hauptsächlich vom Reisanbau.

 

Sapa, etwa 350 Kilometer nordwestlich von Hanoi, versprüht einen durchaus alpinen Charme. Wir fühlen uns in einem kleinen Cafe im Ort, unseren dampfenden Glühwein pustend vor einem offenen Feuer sitzend, in eine Skihütte in der Schweiz versetzt. Das Bergstädtchen mit seinen Häusern in Pastelltönen liegt auf 1600 Metern. Darüber thront der Fan Si Pan, mit 3143 Metern der höchste Berg Indochinas. Manchen gilt Sapa gar als St. Moritz von Vietnam. Mondän ist es hier jedoch nicht. Und dass jemand mitten im Dorf einen Schweinefuß, noch  blutig und mit schwarzem Fell, auf einer schmutzigen Plastikplane feil bietet, kommt in dem noblen Schweizer Skiort auch eher selten vor. 


"Buy from me", säuseln die Händlerinnen in den Ohren, schon nach wenigen Schritten durch den kleinen vietnamesischen Bergort nicht weit von der Grenze zu China. Es bildet sich eine Traube. Jede zieht ihr Sortiment aus den Taschen. Schals, Umhängebeutel, bestickter Krimskrams - alles Handarbeit. Aber für eine Bergtour wäre das ja nur Ballast. Also: kein Bedarf, bloß nichts kaufen. Doch die Standhaftigkeit schwindet schnell. Und unversehens ist man mittendrin: feilschen, prüfen, handeln. Und natürlich kaufen. Der Rucksack füllt sich ohne Unterlass. 

 

Die geschäftstüchtigen Kauf-bei-mir-Damen gehören dem Bergvolk der Schwarzen Hmong an, eine der ethnischen Minderheiten, die in der Umgebung von Sapa lebt. Sie kauen gerne Zuckerrohr, tragen Turmfrisur und Silberschmuck. Ihre Tracht ist indigofarben, Ärmel und Schürzen reich bestickt. Die Röcke reichen bis zu den Knien, Wadenwickel schützen die nackten Beine vor der Kälte in Vietnams Norden.


Dass Folklore bei Touristen ankommt, wissen sie nur zu gut. Sie bieten ihre bunte Handarbeit an, verkaufen ihr Gesicht für ein Foto und ein bisschen auch ihre Würde. Immer aber mit einem herzlichen Lachen und sehr gewitzt. Eine Ehefrau namens Nadja, die einwendet, sie könne nun wirklich nichts mehr kaufen, ihr Mann habe es verboten, bekommt zu hören: "Sag ihm: Honey, ich brauch’ mehr Money."

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Kommentare: 3
  • #1

    pa (Sonntag, 09 Dezember 2012 23:27)

    na, den schönen Silberschmuck werden ihnen die Touristen auch bald abkaufen wollen.... Mit dem Tourismus hält die Käuflichkeit Einzug. Ja, die Würde..., da hast Du recht!
    Die Bilder sind beeindruckend: eine so ferne, fremde Welt!
    Ein Foto des Revolutionärs Ho Chi Minh an der Wand: er starb 1969. Weiß man heute noch, wer er ist?
    Haltet eure Augen weiterhin offen! Pa

  • #2

    t (Dienstag, 11 Dezember 2012 05:23)

    Farbenfreudig die Menschen sind und immer ein laecheln, wenn auch ohne Zaehne! Da kann mal sehen wie wenig man braucht um gluecklich zu sein.
    Hoffentlich loesen sich die wolken auf. Passt auf Euch auf.

  • #3

    Renate (Donnerstag, 20 Dezember 2012 10:50)

    wie gern wäre ich dabei :)... wieder mehr als tolle Bilder!